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Was machen Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika mitten in Cham?

Menschen

Diese Frage kann man sich trefflich stellen. Dabei ist die Antwort leicht, wenn man sich ganz in der Mitte von Cham befindet. Hier sind diese Kontinente ganz einfach unter einem Dach zu finden. Auf dem Marktplatz bei der Kaffeerösterei Chamer Land. Hier betreibt Jürgen Wittmann seine Kaffeerösterei. Zusammen mit Martin Faulwasser, der das Cafe “Kaffeeküche” betreibt, teilt er sich das Objekt am Marktplatz 2. Neben den “gewöhnlichen” Kaffeesorten aus Afrika, Mittel- und Südamerika, die er selbst mit viel Erfahrung und ganz individuell röstet, findet man bei ihm aber auch etwas, das man nur bei ihm findet: Kaffee aus dem eigenen Betrieb in Thailand. Mittlerweile versorgt er um die 50 der mittlerweile ca. 700 laufenden Röstereien in Deutschland mit Kaffeebohnen aus der eigenen Produktion etlichen Bauern-Partner aus Thailand sowie aus Myanmar, die er exklusiv importiert. Zeit für uns, uns einmal näher mit diesem bemerkenswerten Mann und seiner Geschichte und Passion zu beschäftigen, den die Raiffeisenbank Chamer Land als Finanzpartner von Beginn an begleitet.

Herr Wittmann, seit wann betreiben Sie die Kaffeerösterei Chamer Land?

Die Kaffeerösterei am Chamer Marktplatz betreibe ich zusammen mit meiner Frau Avou jetzt seit Februar 2017. Unser Geschäft fußt auf drei Säulen: Zum einen unsere Rösterei Chamer Land, in der wir Kaffee aus der ganzen Welt rösten und individuelle Mischungen für unsere Kunden anbieten. Hier haben wir ein großes Sortiment aus der Welt des Kaffees in höchster Qualität für unsere Kunden: z.B Äthiopien, Tansania, Brasilien, Peru, Honduras, Costa Rica und Mexico. Neben diesen “Welt-Kaffees” haben wir aber auch noch ein anderes Angebot, das uns zu unseren beiden anderen Standbeinen führt: Dem Kaffeeanbau auf der eigenen Kaffeeplantage in Thailand. Neben unserem eigenen Kaffee aus Thailand importieren wir noch exklusiv Kaffee aus anderen Teilen Thailands, Myanmars für uns und ca. 50 Kaffeeröster aus ganz Deutschland, mit denen wir mittlerweile teilweise ein freundschaftliches Verhältnis pflegen.

Eigener Kaffeeanbau, exklusiver Direktimporteur des eigenen Kaffees: Wie kommt man dazu? Haben Sie oder Ihre Frau das Kaffeegeschäft schon von der Pike auf gelernt?

Wir sind absolute Quereinsteiger. Meine Frau Avou hat in Thailand nach dem Studium in der Stadtverwaltung gearbeitet und ich bin auf einem Bauernhof in Roding aufgewachsen und war in der Vergangenheit in der Projekt- und Logistikplanung für die Maschinenbau- und Automobilindustrie weltweit freiberuflich tätig.

Nachdem es keinen von ihnen beiden in die Wiege gelegt wurde, wie kommt man denn auf die Idee und wird Kaffeebauer?

Avou hatte von Ihrer Familie in der Vergangenheit Land erhalten. Wir haben aktuell ca. drei Hektar (30.000 qm²) Farmland. Avou hatte dieses aber bis zu unserem Kennenlernen aufgrund ihres Studiums und ihren Vollzeitjobs bei der Stadtverwaltung kaum genutzt. So beschlossen wir 2012, dieses Land Schritt für Schritt in Kaffeeplantagen mit einhergehenden Obstgärten zu verwandeln.

Im Jahr 2012 und Anfang 2013 war die Tätigkeit dazu hauptsächlich von Vorarbeiten geprägt. Wie beispielsweise das Land von wildwachsendem Tropenunkraut zu befreien, kilometerlange Wasserrohre zu einem höher gelegenen Bergfluss zu verlegen, auf den Plantagen Wassertanks zu bauen und das Bewässerungssystem auszubauen.

Zudem haben wir andere Hilltribe Dörfer, die bereits lange Erfahrung mit der Kultivierung von Kaffee und Obstbäumen haben, das Forschungszentrum für Landwirtschaft in Chiang Mai usw. über die einzelnen Schritte intensiv befragt, um jeweils das Beste aus all den Informationen auf unseren eigenen Plantagen umzusetzen.

In dieser Entstehungsphase haben wir uns ebenso ein Netzwerk aufgebaut, um stets an qualitativ hochwertige Jungpflanzen zu kommen.

So haben wir nun bis Ende 2017, verteilt auf 1,5 Hektar, ca. 1.500 Kaffeebäume verschiedenster Arabica Varietäten und ca. 500 Wald- und Obstbäume gepflanzt, die sehr gut zum Kaffee hinsichtlich Wachstum, um Schatten zu spenden, Bodennährstoffe evtl. auftretender Schädlinge und deren natürlichen Bekämpfung passen. Jährlich in der Regenzeit (Juni-September) nehmen wir weitere Pflanzungen vor und so wächst Jahr für Jahr unser ganzer Stolz, in den wir kontinuierlich viel Zeit, Geduld, harte Arbeit und auch Geld stecken.

Neben dem ganzen „Drumherum“ legen wir auch stets bei den harten körperlichen Arbeiten selbst Hand an, was allerdings aufgrund der Größe der einzelnen Plantagen, der Vielfalt an jungen Bäumen, verbunden mit der bestmöglichsten Bewirtschaftung, nur mit der Hilfe von zuverlässigen Arbeitern zu bewerkstelligen ist. Dazu muss alles in schwerster Handarbeit erledigt werden, da die Plantagen entweder an steilen Hängen liegen oder nur schwer zugänglich sind.

Wir achten stets darauf, dass wir Leute aus dem Dorf oder der Umgebung, die kein eigenes Farmland besitzen und auf andere Einnahmemöglichkeiten angewiesen sind, zu uns ins Boot zu holen. Auch Migranten aus Myanmar, welche mit nichts, oft aus der Militärdiktatur geflohen nach Thailand kamen und dort auch „geduldet“ werden, jedoch deren Möglichkeiten zur Weiterbildung stark begrenzt sind, geben wir gerne eine Chance, bei uns ihr Geld zu verdienen.

Für uns ist es selbstverständlich, für die jeweilige Arbeit angemessene Löhne zu zahlen, welche stets ca. doppelt so hoch sind als in der Gegend üblich, zudem das Ganze in einem freundschaftlichen Verhältnis abläuft, bei dem auch mal etwas gemütlicher gearbeitet werden kann, man die Leute abends ins Haus zum Essen und Trinken einlädt oder den Kindern eine Freude mit neuen Klamotten und Spielzeug macht.

Aber alleine durch die Ernte Ihrer Kaffeeplantage werden Sie sicherlich nicht die Nachfrage nach thailändischem Kaffee hier in Deutschland bedienen können. Welches Netzwerk haben Sie sich dazu aufgebaut?

Neben der Kultivierung unseres eigenen Kaffees besteht unsere Hauptarbeit in der Zusammenarbeit mit den Bergvölkern, von denen wir unsere Rohkaffees & Tees beziehen. Hierbei gehen wir sehr „tief“ auf die jeweilige Zusammenarbeit ein. Bedeutet, wir sind von den Ernten, über die Aufbereitung mit Schälung und die Sortierung bis hin zur Abfüllung der Säcke und den Transporten dieser sehr nahe dran bzw. bringen uns sehr oft als helfende Hand bei unseren Partnern mit ein. Auch werden Optimierungen, Erweiterungen, Neuanschaffungen usw. gemeinsam mit den Partnern im Detail besprochen und auch gemeinsam umgesetzt.

Auch Proberöstungen und Verkostungen, während und nach der Erntezeit, sowohl in Thailand (teilweise zusammen mit unseren Kooperativpartnern) als auch in Deutschland nach Ankunft der Kaffees werden regelmäßig von uns durchgeführt.

Auch die sprachliche Vielfalt und das nötige kulturelle Verständnis mit dem gewissen Feingefühl (gegenüber den Thais oder den verschiedenen Bergstämmen) bringen wir mit. Mit Englisch kommt man in der Gegend nicht weit, so können Avou neben ihren „normalen“ Sprachen Thai, Englisch und Deutsch ihr ganzes Repertoire an Dialekten (Nordthai, Lisu, Shan…) und auch ich meine mittelprächtigen Thaikenntnisse sinnvoll anwenden.

So können wir, denke ich, guten Gewissens behaupten, dass wir uns speziell auf dem Gebiet des Kaffees und dessen Weg vom Pflanzensetzling bis hin zum Röster sehr gut auskennen und wissen, wovon wir reden.

Sie stellen der 3€-Fraktion und den Sonderangeboten in den großen Supermarktketten bewusst einen Gegenentwurf. Wie bewertet der Verbraucher diesen radikal anderen Ansatz?

Unsere Kundschaft schätzt das sehr. Wie ich gerade sagte, wir kennen uns vom Pflanzensetzling bis zum frischen, handgebrühten Kaffee bestens aus. Wir legen Wert auf höchste Qualität und auf eine ethisch korrekte Produktion, die weit über das beliebte “Fairtrade”-Siegel hinausgeht. Wir sind regelmäßig vor Ort und legen selbst Hand an, um diesem Anspruch auch gerecht zu werden. Das kann eine Supermarktkette niemals erfüllen. Die Qualität, unser Know-how, die Vielfalt des Angebots und nicht zuletzt der Geschmack unseres Kaffees wissen immer mehr unserer Kunden zu schätzen. Gerade bei unseren gewerblichen Kunden aus der Gastronomie und Hotellerie kommen unser Ansatz und unser Know-how bestens an, da wir individuelle Lösungen rund um den Kaffee liefern können und zusätzlich immer mit Rat und Tat vor Ort bei unseren Kunden sind. Hier werden dann auch gemeinsam Ideen bezüglich der Kaffeeversorgung und Maschinenkonzepte entwickelt, die wir dann umsetzen.

Sie haben es gerade angesprochen, “Fairtrade” ist insbesondere beim Kaffee derzeit ein Wachstumsmarkt. Da wundert es dann auch wenig, dass die größten konventionellen Kaffeeverkäufer auch diesen Markt dominieren. Wie sehen Sie das? Ist immer Fairtrade drinnen, wenn “Fairtrade” drauf steht?

Das berühmte Siegel “Fairtrade” bedeutet lediglich, dass der Kaffeebauer einen relativ niedrigen Mindestpreis bzw. einen Zuschlag von 20 Cent auf den aktuellen Börsenpreis erhält. Das ist minimal. Wir zahlen unseren Bauern teilweise den vierfachen Preis für die beste Qualität. Und nur diese kaufen wir von unseren Kaffeebauern, die sich darauf auch verlassen können. Der Rest geht dann in den freien Verkauf, da kann man sich dann auch vorstellen, welche Qualitäten im “Fairtrade” landen. Die großen Player am Kaffeemarkt versilbern aber auch das noch entsprechend.

Cham ist ja nicht gerade berühmt, eine Kaffee-Hochburg zu sein. Wie sind Sie auf den Standort gekommen?

Wie eingangs bereits erwähnt, bin ich in Roding aufgewachsen. Ich liebe diese Region und Heimat bedeutet auch immer einen Anker zu haben. Insofern haben wir uns, als die Rückkehr nach Deutschland anstand, auch bewusst für meine Heimat entschieden. Mich begeistert die regionale Wertschöpfungskette hier vor Ort. Deswegen auch der Name Kaffeerösterei Chamer Land.

Der Herbst ist ja die klassische Kaffeehaus-Jahreszeit. Welchen Kaffee empfehlen Sie im Herbst Ihren Kunden?

Kaffee kann man natürlich grundsätzlich zu jeder Jahreszeit trinken, aber gerade für den Herbst haben wir einen eigenen Herbst-Kaffee aufgenommen. Er kommt aus Thailand und passt als mildermittelkräftiger Kaffee mit würzigen Nussaromen und schokoladiger Note bestens zur jetzigen Jahreszeit.

Sie wurden ja in Nordthailand vom Kaffeevirus infiziert. Planen Sie, hier auch Ihre Kunden mal auf eine Kaffee-Reise mitzunehmen?

Sicherlich lässt sich rund um den Kaffee einiges gestalten. Im Zuge unseres Kaffeeanbaus und Rohkaffee-, sowie Tee Imports führen wir bereits seit Jahren während der Erntezeiten mehrere Kaffeereisen mit Kaffeeröstern und Teehändlern aus ganz Deutschland durch. Sofern privat jemand zufällig in der Nähe unserer Kaffeeplantage ist, ist dieser ganz nach thailändischer Art mit einem Lächeln herzlich willkommen. Ein Bild kann man sich allerdings schon bei unseren virtuellen Reisen im Rahmen unserer Führungen und Vorträge machen. Hier ist viel von unseren Aktivitäten und von Thailand zu sehen.

Apropos auf eine Reise mitnehmen: Wie zufrieden sind Sie mit der Begleitung durch die Raiffeisenbank Chamer Land?

Als ich im Februar hier mit der Kaffeerösterei gestartet bin, musste ich im Vorfeld natürlich einen Röster erwerben und den ganzen Start mit Einrichtung etc. bewerkstelligen. Diesen Start dabei einhergehend den Fortbestand unseres Rohkaffeeimports und dessen Vorfinanzierungen gegenüber den Bauern hat die Raiffeisenbank Chamer Land völlig unkompliziert finanziert. Der Austausch mit der Raiffeisenbank verläuft völlig unkompliziert auf kurzem Weg, da mein Bankberater Alexander Hanke mittlerweile auch mein Stammkunde ist.

Begleitet wird Jürgen Wittmann von Anfang an durch Alexander Hanke, Firmenkundenbetreuer der Raiffeisenbank Chamer Land. Nicht nur im Namen haben beide Unternehmen eine Gemeinsamkeit und einen starken Bezug zum Chamer Land. Auch die nachhaltige geschäftliche Ausrichtung beider Unternehmen passt gut zusammen.

Herr Hanke, sie sind der Finanzberater von Herrn Wittmann. Das ist ja ein nicht alltägliches Projekt. Finanzieren Sie solche Träume öfters?

Schwerpunkt in unserem Geschäft hier in der Region ist schon das Maschinenbau-Gewerbe. Solche ungewöhnlichen und einzigartigen Ideen findet man bei uns eher selten. Herr Wittmann steht bei seinem Geschäft ja auf drei Beinen: der Rösterei, dem Direktimport von Kaffeebohnen aus Asien und dem Handel damit und dann natürlich auch der Kaffeeplantage im Norden Thailands. Insofern war es für mich, als sein zuständiger Berater, natürlich auch toll, mal ein gänzlich neues Geschäftsmodell zu begleiten. Wir verfolgen seine Entwicklung mit Begeisterung. Eines unserer am stärksten nachgefragten Werbegeschenke ist die Raiffeisenbank Chamer Land-Box mit zwei Päckchen Kaffee und zwei handgemachten Schokoladentafeln in einer schönen Holzbox, die übrigens auch aus der Region kommt. Diese Begeisterung unserer Kundschaft für die Raiffeisen-Box zeigt uns immer direkt, dass unser Vertrauen in Jürgen Wittmann und sein Geschäftsmodell absolut gerechtfertigt ist.

Sie haben gerade vom Glauben an die Person Wittmann gesprochen. Wie wichtig ist für Sie bei Finanzierungsentscheidungen die Person des Firmeninhabers bzw. Gründers?

Absolut wichtig. Denn an dieser Person entscheidet sich Erfolg und Misserfolg. Der Gründer und Firmeninhaber muss einen klaren Plan haben. Wir finanzieren für unsere Kunden ja schließlich die Zukunft. Und hier braucht es Vertrauen in den Unternehmer, dass die gesetzten Ziele realistisch und auch erreichbar sind. Wir sind an einer nachhaltigen Kundenbeziehung interessiert und das funktioniert nur durch das Vertrauen von Mensch zu Mensch. Das ist ja auch unser Geschäftsmodell, ganz nach dem genossenschaftlichen Gedanken: Was einer nicht schafft, das schaffen viele.

Sind Sie privat eigentlich auch ein Kaffee-Genießer? Was ist denn Ihr persönlicher Lieblingskaffee hier in der Kaffeerösterei Chamer Land?

Privat genieße ich Espresso. Und hier decke ich mich immer mit den jeweils aktuellen Mischungen von der Kaffeerösterei Chamer Land ein. Passend zu den letzten warmen Sonnenstrahlen Mitte Oktober brauche ich derzeit noch die Sommermischung auf, aber die Herbstmischung steht schon bereit. Mich hat Jürgen Wittmann nicht nur geschäftlich überzeugt, sondern auch privat. Ich bin seitdem Stammkunde. Mit dem regionalen Ansatz, den die Kaffeerösterei Chamer Land fährt, kann ich mich absolut identifizieren und nicht zuletzt ist der Geschmack des Kaffees sensationell.

Wer noch Informationen aus erster Hand haben möchte oder unglaublich leckeren Kaffee probieren möchte, für den stehen beide Ansprechpartner natürlich zur Verfügung.

Nähere Informationen zur Kaffeerösterei, auch mit Online-Shop, finden Sie unter www.kaffeeroesterei-chamer-land.de oder am Marktplatz 2 in Cham. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, erfährt man von Jürgen Wittmann doch interessante Hintergründe über den Kaffee, den man dann genießen kann. Öffnungszeiten findet man auf der Homepage.

Alle Hintergründe zum Hilltribe-Projekt in Nordthailand gibt es unter: www.mystichilltribe.com.

Für alle Fragen rund um die Existenzgründung und gewerbliche Finanzierung erreichen Sie Alexander Hanke unter alexander.hanke@rb-chamer-land.de oder unter 09461 951-252.